Stralauer Vorstadt – einen Kiez, der so heißt, vermutet man irgendwo am Stadtrand. Doch weit gefehlt: Die Stralauer Vorstadt ist heute ein zentraler Bereich Berlins, der in den Bezirken Mitte und Friedrichshain verwurzelt ist: Das Gebiet westlich der heutigen Lichtenberger Straße gehört zu Mitte, der übrige (und größere Teil) zählt zu Friedrichshain.
Das Wesen der Stralauer Vorstadt hat sich derweil grundlegend verändert: Vor Jahrhunderten war sie nur ein großes, halbleeres Feld hinter der Stadtgrenze Berlins – auch wenn diese damals freilich viel dichter an der Mitte lag –, heute ist sie sehr begehrter Boden, vor allem dort, wo Mitte und Prenzlauer Berg angrenzen.
Eine Grenzstation des damaligen Berlins war etwa die wunderschöne, orientalisch anmutende Oberbaumbrücke, die auch heute noch die Stralauer Vorstadt abschließt. Auf den vielen Freiflächen wurden – ähnlich wie in Prenzlauer Berg – Mitte und Ende des 19. Jahrhunderts hunderte Wohnblöcke für die Arbeiterklasse hochgezogen, die den Zweiten Weltkrieg dank der strategischen Bedeutungslosigkeit ihrer Lage sehr gut überstanden. Deswegen findet man in der Stralauer Vorstadt auch heute noch einen intakten Altbaubestand, der viel zum heutigen Flair beiträgt. Wo früher die einfachen Leute wohnten, leben heute gutverdienende Angestellte und jede Menge Kreative. Der studentische Anteil ist hoch, aber auch jener der Familien mit Kindern. Entsprechend lebendig und jung ist der Bezirk. Dennoch sind die Straßen nachts sehr ruhig, da dem Norden eine zentrale Ausgehmeile fehlt.